„Keine Wohnung. Kein Zuhause.“ Wohnungslosigkeit hat viele Facetten
Wohnraum ist knapp und teuer in den meisten Regionen Deutschlands – so auch im Gebiet der Regionalen Diakonie in Hessen und Nassau. Mitten oder am Rand der Metropolregion Frankfurt Rhein-Main gelegen, spüren die Mitarbeitenden der Wohnungsnotfallhilfen die deutliche Verschärfung der Situation. Deshalb schließt sich die soziale Arbeit auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) auch in diesem Jahr wieder mit verschiedenen Aktionen rund um den 11. September, dem bundesweiten Aktionstag, an.
Wohnungslosigkeit – was ist das eigentlich?
„Da geht es doch um die Obdachlosen …“ – so könnte eine Antwort auf die Frage nach dem Begriff der „Wohnungslosigkeit“ lauten. Doch weit gefehlt:
Fast 600.000 Menschen in Deutschland sind von Wohnungslosigkeit betroffen. Und es geht darum, wieviel bezahlbarer Wohnraum in unseren Regionen vorhanden ist.
Nur wenige Menschen wissen, dass mit Wohnungslosigkeit vor allem die Situation gemeint ist, keinen gültigen Mietvertrag für eine Wohnung zu haben. Das betrifft in Deutschland auch die aktuell rund 50.000 Obdachlosen mit dem Leben „auf Platte“ und an wechselnden Orten in Deutschland. Neben dieser Zahl an „sichtbaren“ Schicksalen führen steigende Mieten, Inflation, persönliche Notlagen oder auch Jobverlust dazu, dass Mietverträge gekündigt werden und Menschen keine neue eigene Wohnung finden.
Diese Wohnungslosigkeit ist weithin „unsichtbar“, da Freunde und Notunterkünfte hier für eine gewisse Zeit weiterhelfen. Was beide Gruppen eint, ist die Rast- und Haltlosigkeit, die oft zu weiteren Problemen für die Betroffenen führt.
„Viele Wohnungslose sind verzweifelt und sehen keine Perspektiven; auch Alkohol und psychische Probleme sind Zeichen dieser Hilflosigkeit. Hier leisten wir mit unseren Wohnungsnotfallhilfen wichtige soziale Arbeit vor Ort“, so Nicole Frölich, Bereichsleitung in Darmstadt. „Neben akuter Hilfe ist uns auch das Beratungsangebot für die Wohnungssicherung sehr wichtig, denn oft sind ausgesprochene Kündigungen rechtlich nicht haltbar und die betroffenen Personen kennen ihre rechtliche Situation nicht“, so Frölich weiter.
Bundesweites Aktionsbündnis gegen Wohnungslosigkeit und weltweite Nachhaltigkeitsziele
Der vor Ort erlebbare Mangel an Wohnraum ist auch in einem größeren und weltweiten Zusammenhang zu sehen: Die Vereinten Nationen haben bei der Formulierung und Verabschiedung ihrer 17 Nachhaltigkeitsziele die internationale Staatengemeinschaft aufgefordert, bis zum Jahr 2030 „Armut in jeder Form zu beenden“ (Ziel 1) und „allen Menschen einen Zugang zu angemessenem, sicherem und bezahlbarem Wohnraum und zu einer Grundversorgung zu ermöglichen“ (Ziel 11).
„Der Tag der Wohnungslosen mahnt uns, nicht wegzusehen. Er erinnert uns daran, dass Wohnraum ein Menschenrecht – ein Grundrecht ist. Wir müssen mehr zuhören, verstehen und vor allem jetzt handeln“, so die Regionale Diakonie.
Steigende Zahlen auch in Hessen
Dass die Situation sich weiter verschärft hat, zeigen aktuelle Zahlen für Hessen: Allein im Jahr 2024 stieg die Zahl der von Wohnungslosigkeit Betroffenen von 22.500 (2023) auf rund 29.000 (Anfang 2025). Hiervon sind rund 12.000 Menschen mit Kindern, was die Dramatik der Zahlen noch verschärft. Die Schaffung von bezahlbarem, angemessenem Wohnraum muss deshalb bundesweit und in Hessen eine hohe Priorität haben.
Wen trifft Wohnungslosigkeit?
Wohnungslosigkeit ist vielfältig: Sie betrifft Einzelpersonen, Familien, Frauen, Senior:innen aber auch Studierende. Und Wohnraum wird auch für den Weg aus der Obdachlosigkeit dringend benötigt. Die Projektergebnisse des „Housing First“ -Ansatzes sprechen hier nach Einschätzung der Verantwortlichen eine deutliche, positive Sprache.
Regionale Veranstaltungen für mehr Verständnis und Kennenlernen
Auch in diesem Jahr sind Veranstaltungen an den Standorten der Regionalen Diakonie geplant. Die nachfolgende Auswahl zeigt die Vielfalt des Themenspektrums „Wohnungslosigkeit“:
„Verstehen durch Erleben und Dialog“ - ein Ansatz der nicht nur beim Thema Wohnungslosigkeit zu einer lebendigen, funktionierenden Demokratie gehört und in diesem Jahr durch mehrere Filmvorführungen eine neue Facette erhält.
Diese Arbeit ist auch auf Spenden angewiesen und die Akteur:innen vor Ort freuen sich über Spenden, die ihre wichtige Arbeit unterstützen.
Auszug aktueller Veranstaltungen (Änderungen und Ergänzungen vorbehalten)
Donnerstag, 11. September, 10 – 15 Uhr
Infostand der Wohnungsnotfallhilfe mit Mitmach-Stationen, Fussgängerzone Wiesbaden (Kirchgasse)
Donnerstag 11. September, 12.00 Uhr
„Sold City – „Wenn Wohnen zur Ware wird“ Filmvorführung „Die Brücke“, Steinstraße 52, Gießen
Donnerstag, 11. September, 11 – 15 Uhr
Gartenfest mit Essen, Kaffee und Kuchen und Zeit für Gespräche in der Wohnungsnotfallhilfe „La Strada“, Altenburger Str. 19, Alsfeld
Donnerstag, 11. September, 11 - 15 Uhr
Sommerfest, Einrichtung der Wohnungsnotfallhilfe, Rugbyring 150, Rüsselsheim
Donnerstag, 11. September, 16.00 Uhr
„Sterne über uns“, Filmvorführung im Saalbau Kino Heppenheim mit anschl. Filmgespräch mit Regisseurin Christina Ebelt, Praktiker:innen und Betroffenen ´ Veranstaltung anl. des 25-jährigen Bestehens des „Zentrums der Wohnungslosenhilfe“ in Bensheim
Dienstag, 16. September, 11.00 Uhr
Kunstprojekt „Hausfliesenbruch“, Enthüllung im Nassauischen Kunstverein, Wilhelmstr. 15, Wiesbaden
Freitag, 26. September, 13.30 Uhr
Gedenkgottesdienst, Teestube „KONKRET“, anschl. Kaffee und Kuchen und Zeit zum Austausch Alicenstraße 29, Darmstadt
Über uns
Die Regionale Diakonie Hessen-Nassau (RDHN) vereint in 14 Regionen an mehr als 200 Standorten unter dem Dach der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) die gesamte soziale Arbeit der Evangelischen Kirche: Von der Migrationshilfe bis zur Schwangerenberatung, von der Wohnungslosenhilfe bis zur regionalen Tafel – nah an den Menschen als erlebbare christliche Nächstenliebe. Unterstützt von der Evangelischen Kirche, durch Spenden und gemeinsam mit Kooperations- und Finanzierungspartnern hilft die kurz „RDHN“ genannte Institution pro Jahr mehr als 130.000 Klient:innen im Kirchengebiet Hessen und Nassau.
Ihr Ansprechpartner
Axel Noé
Pressesprecher und Leiter Kommunikation
